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Der Einfluss des Eklektischen Bundes auf die deutsche Freimaurerei

4. Neuanfang 1947

Dieser letzte Zeitabschnitt ist nur im Zusammenhang mit der Einführung verständlich, denn die Großloge des Eklektischen Bundes hatte 1933 nach 150 Jahren ihre Arbeit eingestellt. Eine Wiedergründung hatte nicht stattgefunden (war auch nie in Erwägung gezogen worden), es hat also auch keinen direkten Einfluss des Eklektischen Bundes auf die deutsche Freimaurerei in der Zeit ihres Neuanfangs 1947 gegeben.

Es kann aber für sicher gelten, dass die Brüder, die an der Gestaltung der neuen, einen Großloge, welche die gesamte deutsche Freimaurerei umfassen sollte, mitgewirkt hatten, auch ihre Erfah­rungen und Vorstellungen in die Neugestaltung einbrachten.

Der enormen Leistung dieser Brüder gebührte es eigentlich, dass man sich mit dieser Zeit der Wiedergründung der Logen und der Entstehung der Vereinigten Großloge von Deutschland ein­gehend beschäftigte. In diesen Ausführungen sei nur der tiefen Bewunderung für die Leistung der Brüder Ausdruck verliehen, die 1945, in den Ruinen von Staat, Stadt und ihren Existenzen ste­hend, es sich zur Aufgabe gemacht hatten, ihre Freimaurerei wieder aufleben zu lassen.

Es sind wohl die gleichen Brüder gewesen, die zuerst ihre Logen wieder gegründet hatten, danach aber die weitere Entfaltung ihrer Freimaurerei nur in einer entsprechenden Großloge sehen wollten. Diese Brüder hatten die Gunst der Stunde genutzt, endlich alle Logen unter einer Großloge zu vereinigen – wie von fast allen Freimaurern damals ersehnt – und diese neue Groß­loge ihren Vorstellungen entsprechend mitgestaltet.

Für Frankfurt ergab sich im Folgenden eine gewisse Zwangsläufigkeit, vielleicht weil hier schon einmal die Wiege der humanitären Freimaurerei gestanden hatte, vielleicht auch nur wegen der zentralen Lage der Stadt, oder weil sich eben hier die entsprechenden Brüder fanden. Denn 1947 hatte der „Frankfurter Konvent“30, bei dem sich 23 Freimaurer aller Lehrarten – mit Aus­nah­me des FO – getrof­fen hatten, zur Gründung der „Frankfurter Arbeitsgemeinschaft von Frei­mau­rerlo­gen“ geführt, die dann die vorbereitenden Arbeiten zur Gründung der Großloge getätigt hatte.

Bruder Theodor Vogel, der spätere Großmeister der 1949 gegründeten „Vereinigten Groß­loge der Frei­maurer von Deutschland“ hatte die Ansicht, dass diese Arbeiten nur die Vorbereitung des Auf­baus der Landes-Großlogen waren31. Der Frankfurter Bruder Emil Selter hatte das anders gese­hen, denn bereits 1948 hatte er vor, aus der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft heraus, die „Geeinte Groß­loge der Freimaurer von Deutschland“ zu gründen, war aber von Vogel ausgebremst worden32.

Egal, welche Bedeutung man der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft zukommen lassen will, sie war das, was ihr Name sagt, und es wurden in ihr die Grundlagen der Vereinigten Großloge der Frei­maurer von Deutschland erarbeitet.

Zusammenfassung Neuanfang 1947

Frankfurter Brüder übernahmen einen größeren Teil der vorbereitenden Arbeiten zur Grün­dung der neuen Großloge, so dass auf Grund ihrer freimaurerischen Erfahrungen und Ein­stellungen gewiss einiges vom „Geist“ der alten in die neue Großloge eingeflossen ist.

Diese Feststellung veranlasst zur vierten Aussage:

Der Eklektische Bund hat durch den „Geist“ seiner Richtung der Freimaurerei die deutsche humani­täre Nachkriegs-Freimaurerei beeinflusst.


30 Woher Wohin, Verlag GL A.F.u.A.M.v.D. Berlin 2002, Seite 26: Ein neuer Anlauf zu einer Einigung der Freimaurerei in Deutschland wurde im Mai 1947 versucht. Die Brüder August Hirscher, Stuttgart, August Pauls, Frankfurt, und Karl Manecke, Hamm, luden nach vorbe­reitenden Gesprächen Vertreter aller früheren Systeme – mit Ausnahme der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland – zu einer Zusammenkunft nach Frankfurt ein.

Am 14. und 15. Juni 1947 trafen sich unter dem Vorsitz von Br. Pauls in Frankfurt am Main 23 Mitglieder früherer Großlo­gen aller Lehrar­ten, mit Ausnahme der Großen Landesloge. Die Loge „Lessing“ organisierte die Tagung, und Br. Georg Geier stellte seine Geschäfts­räume für die Beratungen zur Verfügung. Wegen des herrschenden Mangels an Hotelzim­mern wurden alle Teilnehmer bei Frankfurter Brüdern untergebracht.

31 Woher Wohin, Verlag GL A.F.u.A.M.v.D. Berlin 2002, Seite 29: Theodor Vogel schreibt in seinen persönlichen Aufzeich­nungen ‚Abriß der Geschichte der deutschen Freimaurerei bis 1948‘: „Die Frankfurter Arbeitsgemeinschaft war keine freimaurerische Obödienz und wollte es auch nicht sein. Sie wollte nur dienen und keinen Weg verschütten, der zur Einigung und zur Einheit führen könnte. Ihr fiel in der Geschichte der Freimaurerei Deutschlands die Aufgabe zu, die Vor­bereitung des Aufbaus der auf Landesbasis beschränkten Arbeits­gemeinschaften und Großlogen zu treffen.“

32 Woher Wohin, Verlag GL A.F.u.A.M.v.D. Berlin 2002, Seite 32: Der Jahrestag des Zusammentretens der ersten Deutschen Nationalver­sammlung sollte am 18. Juni 1948 in der Paulskirche gefeiert werden. Die Frankfurter Arbeitsge­meinschaft von Freimaurerlo­gen führte am Vorabend im großen Saal des Ärztehauses eine festliche Tempelarbeit durch, zu der 300 Brüder aus allen Landesteilen sich versammelten. Die Brr. Pauls, Geier und Selter hatten vorgeschlagen, die zu erwartende Hochstimmung zur Ausrufung der geeinten Großloge zu nutzen, um auch die letzten noch zögernden Logen mitzureißen. Der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft gehörten damals schon 125 Logen an. Diese Absicht scheiterte am Widerstand Br. Theodor Vogels, der erklärte, die 31 bayerischen Logen würden sich nicht beteiligen. Er rief vielmehr am 19. Juni 1948 den „Deutschen Großmeisterverein“ unter seiner Führung ins Leben und versammelte im Oktober 1948 im Kur­heim Elisabeth in der Kurhauser Str. 33 zu Bad Kissingen die Vertreter der früheren deutschen Großlogen. Nach einer von Emotionen getragenen mehrstündigen Diskussion wurde die Gründung einer „Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland“ beschlossen und Br. Vogel einstimmig zum künftigen Großmeister vorgeschlagen.